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Soheit
Rainer Fetting in der Kunsthalle Tübingen

Text und Fotos: Wojciech Sztaba

Man erfährt die Bilder von Rainer Fetting durch eine Art Tautologie in der Wahrnehmung: man sieht sie, man nimmt sie wahr, indem man vor ihnen steht – und keine weiteren Fragen stellt.


Im Hintergrund : Fummel Travestie, 1977

Seine Angelegenheit mit der Kunst geht über die Anekdote hinaus. Deswegen weigert er sich, über die eigenen Bilder zu sprechen. Was sollte er auch über sie erzählen? Von seinen Modellen? Von den prominenten Bekannten und Freunden? Dass Marlon Brando eine schlechte Aussprache hatte? Für die Bilder hat es keine Bedeutung, sagt er immer wieder. Was aber hat Bedeutung?


Rainer Fetting und Desmond Cadogan. Im Hinterdrund: Die Zwei, 2010

Auf den Bildern sieht man Männer, meistens nackt, manchmal Frauen. Die Spannung ist unverborgen erotisch, deren Lösung, denke ich, findet jedoch in der Malerei statt.

Das passiert manchmal in der Kunst, dass man dort nicht dem „Was“ und „Wie“, sondern einfach der unerhörten Tatsache der Anwesenheit des Kunstwerkes begegnet – deren „Soheit“. Ihr gegenüber sind alle Urteile und Erklärungen unwesentlich.


Knabe als Mönch, 2007


Rod Steiger Acting, 2004

Die Anwesenheit des Bildes jenseits des Dekorativen und des Erzählerischen ist schwer zu umreißen; sie hinterlässt einen Bereich des Unausgesprochenen, in den heimlich ein Hauch der Melancholie einfällt.

Die tiefe Intensität dieser Malerei sammelt sich in den Blicken der dargestellten Menschen. „Die Augen auf Ihren Bildern sind unheimlich“, sage ich zu ihm. „Ja, und der Mund auch“, sagt er darauf schnell.


Im Hintergrund : Self with Red Hat, 1985

Rainer Fetting: Manscapes
Kunsthalle Tübingen
2.10 - 5.12.2010
www.kunsthalle-tuebingen.de



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