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Wojciech Sztaba

Comeback. Kunsthistorische Renaissancen

Kunsthalle Tübingen
20.07.2019 – 10.11.2019

wersja polska

 

"Tableau vivant" - "das lebende Bild", eine der alten Formen der Kunst und Kunstbetrachtung, erfüllt den seltsamen Wunsch, sich in der Mitte des Kunstwerkes, innerhalb der dargestellten Geschichte, in seiner virtual reality, zu befinden, sich zu verkleiden, zu verstecken als eine andere Person in einer anderen Rolle. Zu dieser Familie des Kunsterlebnisses gehören auch Wachsfigurenkabinette, diese Orte an der Grenze von Realität und Täuschung. Lust auf Theater und auf Inszenierung, das Bestreben, die Bilder in neuen "Tableaux vivants" zu beleben, ist ein Leitmotiv der Ausstellung in Tübingen.

Kunst über Kunst ist ein facettenreiches Spiel, an dem Künstler, Ideen und Bilder aus verschiedenen Zeiten teilnehmen. Die vergessenen Bilder werden wiederentdeckt, die bekannten - neu gesehen, die alten Geschichten - neu erzählt. Die Ausstellung in Tübingen zeigt einige von den Spielarten: Wie die Künstler auf ihre individuelle Art die Bilder aufnehmen und sie dann an uns weiterreichen. Gemeinsam für alle ist der Weg, an dem sie zum Bild gelangen. Sie verwenden dabei die Praktik der alten Meister, die man concetto nannte: Bilder und Geschichten werden von einer schimmernden, überraschenden Idee, einer originellen Bilderfindung, vom Esprit, der Seele des Werkes, getragen.

Hier ein paar Beispiele solcher Einfälle.

Aus den bekannten Bildern werden "Akteure" entfernt, es bleiben nur Hintergründe, Kulissen, wie auf einer leeren Theaterbühne: Der lichte Wald aus Primavera, der verlassene Garten der Lüste, der Hügel, wo am 8 Mai 1808 Aufständische erschossen wurden .

Man inszeniert einen dramatischen Dialog zwischen Malerei und Skulptur, man malt direkt pastös, mit dickem Farbauftrag direkt auf einer Bronzefigur von einem aufsteigenden Pferd..

Eine weiße Figur des die Psyche küssenden Amor, gezerrt wie in einer Anamorphose und gedreht wie eine figura serpentinata.

Versuche , die ungreifbare Seele des Bildes mit einem Netz von bunten Strichen sichtbar zu machen: eine verschwommene Gestalt, ein Geist, geschaffen damals von Raffael, Leonardo, Caravaggio.

Oder, das Gegenteil: eine historische Figur aus einem Wachsfigurenkabinett in dieser Art zu fotografieren, dass alles gezeigt wird, aber die Grenze zwischen Täuschung und Wirklichkeit beunruhigend unklar bleibt.

Sich in einem Autoporträt, wie in einer Zeitmaschine, in die Vergangenheit zu "teleportieren".

Schichten von Papier auf die Wand kleben, dann teilweise die Fläche abreißen, damit diese Stellen an Die Freiheit führt das Volk erinnern

Slawomir Elsner, Ohne Titel (nach Delacroix)

Eine dreidimensionale Rekonstruktion des Bildes von Adolf Menzel, Die Atelierwand, mit den Gipsabgüssen von Köpfen und Körperteilen, Modellen für die zeichnerische Praxis, platziert auf schwarzem Hintergrund, wie auf einer Votivtafel

Die im Internet gefundenen Fotos von nachgestellten berühmten Bildern (Tableaux vivants) als Vorlage für neue Bilder verwenden, in dem man sie chinesischen Malern in Auftrag gibt. Somit, wie in einem Kinderspiel "Flüsterpost", kommen wir an den Anfang der Bilderkette zurück.

 

 

 

Text und Fotos Wojciech Sztaba

lipiec 2019